Donnerstag, 4. Februar 2010

18.000 Studienplätze nach Semesterstart unbesetzt

Entgegen den Beteuerungen von Hochschulrektoren und Politik gibt es bei der Vergabe von Studienplätzen an deutschen Hochschulen nach wie vor massive Probleme. Nach einer bislang unter Verschluss gehaltenen Erhebung der Kultusministerkonferenz waren wegen organisatorischer Mängel vier Wochen nach Beginn des Vorlesungsbetriebes Anfang November immer noch "mindestens 18.000 Studienplätze" in begehrten Numerus-clausus-Fächern unbesetzt. Das berichtet die Deutschen Presse-Agentur dpa, der nach eigenen Angaben der Bericht vorliegt.

Studenten der Human- und Zahnmedizin hören im historischen Hörsaal am Institut für Anatomie der Universität in Leipzig  (Foto: dpa) Großansicht des Bildes [Bildunterschrift: Studenten der Human- und Zahnmedizin im historischen Hörsaal am Institut für Anatomie der Universität in Leipzig. ]

Keine Chance auf entspannten Studienstart

An einzelnen Universitäten waren laut dem Papier bis zu acht Nachrückverfahren erforderlich, die sich zum Teil weit in das laufende Semester hineinzogen. Für die meisten Studienanfänger werde dadurch "ein erfolgreicher Start ins Studium erheblich beeinträchtigt", heißt es in dem Bericht. Das gegenwärtige System einschließlich der Nachvermittlung über eine Studienplatzbörse wird in der Erhebung als "unbefriedigend" bezeichnet.

Bildungspolitikerin Ulla Burchardt (SPD) Großansicht des Bildes [Bildunterschrift: Fordert sofortige Lösung des Problems: SPD-Bildungsexpertin Burchardt ]
Ziel müsse es sein, die Studienplätze bereits vier Wochen vor Vorlesungsbeginn zu vergeben, um den jungen Menschen genügend Zeit für die Wohnungssuche wie Umzugs- und Studienvorbereitung einzuräumen, sagte die Vorsitzende des Bundestags-Bildungsausschusses, Ulla Burchardt. Alles andere wirke auf die Abiturienten "nachvollziehbar abschreckend".

Für die SPD-Politikerin sind die anhaltenden Probleme "nicht länger hinnehmbar". Wenn sich nach den vielen Vertröstungen der Hochschulen das geplante Einschreibsystem in den Numerus-clausus-Fächern technisch nicht sofort realisieren lasse, müssten zumindest das Übergangsverfahren sowie die Nachrückmodalitäten deutlich verbessert werden, sagte sie. Burchardt fordert daher ein Bundesgesetz für die Hochschulzulassung. Regeln auf freiwilliger Basis für die Hochschulen führten nicht weiter. Nach dem Grundgesetz ist für die Zulassung zum Studium wie für die Abschlüsse auch nach der Föderalismusreform der Bund zuständig.

Auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) sprach sich für ein Bundesgesetz aus. Die Politik dürfe nicht länger zuschauen, wenn die Hochschulen mit der dezentralen Steuerung trotz Nachbesserungen überfordert seien, sagte GEW-Chef Ulrich Thöne. Aus Sicht des Vorsitzenden des Philologenverbandes, Heinz-Peter Meidinger, ist es verantwortungslos, wie die Hochschulen "mit der Bildungs- und Lebenszeit von Studienanfängern umgehen".

Größeres Durcheinander nach Gesetzesänderung

Seit gut fünf Jahren wird über das Einschreibchaos an deutschen Hochschulen und Universitäten zunehmend geklagt. 2003/2004 hatten die Länder und der Bund durch verschiedene Gesetzesänderungen den Hochschulen die Auswahl und Einschreibung ihrer Studenten weitgehend selbst überlassen, wenn es an ihren Standorten mehr Bewerber als freie Plätze gibt.

Die Arbeit der Zentralstelle für die Vergabe von Studienplätzen (ZVS) in Dortmund wurde dadurch erheblich beschränkt. Nur noch die Studienplätze in Medizin und Pharmazie werden heute bundesweit von der ZVS vergeben.

Doch es mangelt an guter Abstimmung und Koordinierung unter den Hochschulen über mögliche Mehrfachbewerbungen und Doppeleinschreibungen. Und so werden freie Studienplätze immer wieder blockiert. Abhilfe soll künftig ein computergesteuertes "dialogorientiertes Serviceverfahren" schaffen, über das sich Bund, Länder und Hochschulrektoren im März 2009 verständigt hatten. Es kann aber frühestens im Herbst 2011 seine Arbeit aufnehmen.

Studienplatzbörse: Großes Interesse, wenig Erfolg

Bis dahin sollte eigentlich eine Studienplatzbörse zur Nachvermittlung freier Plätze als Übergangslösung Abhilfe schaffen. Diese war gemeinsam von der Hochschulrektorenkonferenz und der ZVS zum Wintersemester 2009/2010 angeboten worden und hatte laut dem Bericht ein "positives Echo" ausgelöst - sowohl bei Studenten als auch bei den Hochschulen. Seit dem Start im September 2009 habe es rund 400.000 Online-Zugriffe gegeben.

Jedoch habe die Studienplatzbörse "das eigentliche Problem" der nicht abgeglichenen Mehrfachbewerbungen und langwierigen Nachrückverfahren "nicht beheben" können.


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