Montag, 9. Juni 2008

Türkische Akademiker verlassen Berlin


Türkischstämmige Akademiker fühlen sich in Berlin nicht anerkannt. Jeder dritte will die deutsche Hauptstadt deshalb verlassen. Ihr Ziel ist die Türkei. Dabei könnten sie in Deutschland einen wichtigen Beitrag zur Vermittlung der jeweils anderen Kultur leisten.

Heimat – danach sehnt sich Soner Süral. Der 29-Jährige fühlt sich zwischen Deutschland und der Türkei hin und her gerissen. In Berlin ist er geboren und aufgewachsen. Im türkischen Izmir hat er Deutsch auf Lehramt studiert. An der Uni Potsdam studiert er nun im letzten Semester Computerlinguistik.

Nachdem seine Beziehung mit einer Deutschen in die Brüche ging, kann er sich eine Rückkehr in die Türkei vorstellen – zumal er in Istanbul Verwandte hat. Auch dort einen Job zu finden dürfte kein Problem sein. Als Programmierer hat er auf der ganzen Welt gute Chancen. Doch es geht ihm nicht ums Geld. Soner Süral will sich "einfach irgendwo heimisch fühlen".

Süral ist Geschäftsführer des Berliner Studenten- und Akademikervereins BTBTM, des "Berlin Türk Bilim ve Teknoloji Merkezi" (Türkischen Wissenschafts- und Technologiezentrums), der in der Senatsverwaltung für Integration wegen seiner guten Beratungsarbeit sehr geschätzt wird. Unter den Mitgliedern wird die Abkehr von Deutschland heiß diskutiert. [...]

Arbeitslosenquote dreimal höher

In Berlin leben nach Angaben der Senatsverwaltung für Integration rund 200.000 Menschen türkischer Herkunft, im Wintersemester 2006 waren 1714 türkische Studenten an Berliner Unis eingeschrieben. Wie viele von ihnen dem Land den Rücken kehren wollen, ist nicht belegt. In der Senatsverwaltung will man nicht von einem Trend sprechen, aber Auswanderung in die Türkei gebe es. Nach Schätzungen des Zentrums für Türkeistudien in Essen ist die Arbeitslosenquote unter türkischstämmigen Akademikern hierzulande dreimal so hoch wie bei originär deutschen Kommilitonen. 42 Prozent der türkischstämmigen Haushalte sollen unterhalb der Armutsgrenze leben.
„Das ist nicht aus der Luft gegriffen“, sagt Serdar Yazar zum Thema Emigration. Seit Februar ist der 26-Jährige Vorsitzender des Bundesverbandes Türkischer Studierendenvereine. „Das ist ein Effekt der Globalisierung, der alle trifft. Auch Deutsche.“ Yazar hängt an Berlin, er liebt die Stadt. Der Sozialwissenschaftler hat an der Humboldt-Universität studiert und macht jetzt seinen Master in Politikwissenschaften an der Freien Universität. Das Ausland aber sei eine Option. „Jeder von uns muss mobil sein. Keiner kann mehr damit rechnen, dort zu arbeiten, wo er aufgewachsen ist und studiert oder gelernt hat.“ Sein Trost: Auswanderung muss nicht endgültig sein. So wie viele der türkischen Eltern als Rentner nun zwischen den Ländern pendeln, könnten es auch die Uni-Absolventen von heute machen. „Wir sind bikulturell – das ist doch unser Vorteil.“ [...]


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